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Wie dir "Show, don't tell" bei Schreibblockaden hilft

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Schreibblockaden sind ja leider ein Phänomen, mit dem sich wohl jede Autorin und jeder Autor schon mindestens einmal in seiner Schreibkarriere herumgeschlagen hat. Dieses Gefühl des Blockiert-Seins kann sich auf unterschiedliche Weise manifestieren:

  • Man weiß einfach nicht, was man schreiben soll.

  • Man kriegt es nicht gebacken, sich an den Rechner zu setzen - obwohl man eigentlich Zeit hätte. Irgendein ungutes, nicht weiter greifbares Gefühl hält einen aber davon ab.

  • Man prokrastiniert wie wild rum, macht alles möglich andere außer Schreiben.

  • Man schafft es, ein paar Sätze zu schreiben, nur um dann völlig entnervt aufzugeben, weil man das Gefühl hat, dass das doch eh nur Mist ist, was man da zu Papier bringt.

  • Und noch anderes …

Das Gute ist, dass man diesen Schreibblockaden nicht hilflos ausgeliefert ist. Es gibt Möglichkeiten, wie man damit umgehen und sie im Idealfall auch lösen kann. Hier möchte ich dir eine spezielle Übung vorstellen, die ich ganz besonders spannend finde, weil ihr das Prinzip des "Show, don't tell" zugrunde liegt. Also eine Übung, die geradezu gemacht ist für Autor*innen!



Was ist "Show, don't tell"?


Für alle, die von diesem Prinzip hier zum ersten Mal hören, hier noch mal ein kurzer Abriss:

Show, don't tell - Zeigen, nicht erzählen/berichten (ist auf deutsch irgendwie nicht so richtig knackig): Man soll als Autorin versuchen, etwas mit Worten zu zeigen (so dass Bilder im Kopf entstehen, also das sogenannte Kopfkino) und nicht über etwas berichten. In der Theorie ist das immer etwas schwierig zu erklären, deshalb versuche ich es anhand von Beispielen. Typische Beispiele für erzählendes Schreiben sind wertende Adjektive wie "schön, hässlich" oder so was - also "das Sofa war alt und hässlich". Stattdessen sollte man sich überlegen, wie man das Sofa möglichst konkret "zeigen" kann, um das entsprechende Bild eines alten, hässlichen Sofas im Kopf der Leserin entstehen zu lassen (z.B. "Die Sitzfläche des Sofas war so abgewetzt, dass das bräunlich-gelbe Blumenmuster nur noch zu erahnen war"). Das Gleiche gilt auch für die Beschreibung von Gefühlen: Nicht "ich fühlte mich schlecht", sondern "unwillkürlich presste ich eine Hand auf meinen Bauch und unterdrückte einen Würgereiz". Du siehst, worauf ich hinauswill: einfach zeigen, was passiert! Das reicht völlig aus - die Leser*innen können diese Bilder dann selbst interpretieren (genauso wie im Film - da zeigt man auch nur einen würgenden Schauspieler und untertitelt das Ganze in der Regel nicht mit "ihm ist schlecht").



Wie hilft dieses Prinzip bei Schreibblockaden?


Die Übung, die ich jetzt vorstelle, ist eine Journaling-Übung. Und keine Angst: Wenn du dich jetzt fragst, wie eine Schreibübung bei einer Schreibblockade helfen soll - es klappt! Das liegt daran, dass das Journaling überhaupt kein Ziel verfolgt. Du schreibst einfach drauflos, ohne den Druck, dass irgendwas dabei herauskommen muss. Es ist wertfrei, niemand anderes außer du liest es und du kannst es im Anschluss auch wieder vernichten. Deshalb funktioniert es!

Was ich allerdings empfehle: Schreib auf Papier! Natürlich kann man auch Journaling-Übungen am Computer schreiben, aber gerade beim Thema Schreibblockade ist es hilfreich, das Medium zu wechseln und damit deinem Unterbewussten zu signalisieren, dass diese Übung kein gewöhnlicher Bestandteil deines Schreibprozesses ist. Damit trickst du dich selbst ein bisschen aus.

Damit kommen wir zur eigentlichen Übung. Inzwischen kannst du dir vielleicht denken, worum es geht: Du sollst deine Schreibblockade aufschreiben. Du sollst die Gedanken und Gefühle aufschreiben, die dich überkommen, wenn es darum geht, dich an den Schreibtisch zu setzen und an deinem Projekt weiterzuarbeiten. Das kannst du in verschiedenen Formen machen. Die erste Möglichkeit ist einfach freies Schreiben, wie bei einem Tagebucheintrag. Du kannst aber auch einen Brief an jemanden verfassen. Oder du schreibst ein Gedicht. Was immer dir Spaß macht - was die Textsorte angeht, sind dir keine Grenzen gesetzt.

Die einzige Regel, an die du dich hier halten solltest, ist tatsächlich "show, don't tell"! Versuche, möglichst objektiv zu zeigen, was in dir vorgeht. Male ein Bild deiner Gedanken und Gefühle.

  • Nicht: Ich habe keine Lust, mich an den Schreibtisch zu setzen

  • Sondern: Ich komme am Schreibtisch vorbei. Dort starrt mich der aufgeklappte Laptop an, der mir permanent zuzuflüstern scheint "du schaffst es nicht, du schaffst es nicht"

Es geht bei dieser Übung gar nicht so sehr, wie beim Roman, darum, spannend zu schreiben und Bilder im Kopf zu erzeugen. Es geht vielmehr darum, dass du durch dieses beschreibende Zeigen eine Distanz zu deinen Stimmen im Kopf schaffst, die häufig an einer Schreibblockade beteiligt sind. Die Übung soll dir dabei helfen, diese Gedanken nicht unhinterfragt zu reproduzieren, sondern sie erst einmal aufzuzeigen. Also zu zeigen, welche Gedanken überhaupt da sind. Und genauso ist es mit den Gefühlen, die in der Regel gemeinsam mit diesen Gedanken entstehen. Versuche, sie zu zeigen: Wo genau sitzt das Gefühl? In welcher Körperregion? Wie kannst du es einer neutralen Person beschreiben?

Bewerte deine Gedanken und Gefühle nicht. Sondern zeige sie erst einmal.

Und wenn du das geschafft hast, hast du eine sehr hilfreiche Basis, um der Schreibblockade auf den Grund zu gehen. Diese Schreibübung zeigt dir nämlich häufig den wunden Punkt, die Ursache des Problems.



Was mache ich mit dem Ergebnis meiner Übung?


Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du jetzt mit dem Geschriebenen umgehen kannst. Ich würde dir empfehlen, dein Notizbuch (oder deine Zettel), ein paar Tage (oder zumindest einen Tag) zur Seite zu legen und dann noch einmal mit möglichst unvoreingenommenem Blick zu lesen. In der Regel erkennst du dann schon ganz gut, wo das Problem liegt. Häufig gibt es bestimmte Muster, bestimmte Bilder, die immer wieder auftauchen. Die lohnt es sich, genauer anzusehen. Manchmal kann es sein, dass das Problem in der Handlung deiner Geschichte liegt oder in der Entwicklung deiner Figur. Dann taucht auch genau diese Figur meist in der Schreibübung auf. Oder aber die Blockade liegt tiefer, in bestimmten negativen Glaubenssätzen zum Beispiel. Die lassen sich mit so einer einmaligen Schreibübung natürlich nicht auflösen, aber du hast zumindest einen Startpunkt, von dem aus du weitermachen kannst.

Ich persönlich mache diese Übung häufig (viel häufiger, als mir lieb ist …) und oft reicht allein schon die Übung aus, um wieder in den Schreibfluss zu kommen. Manchmal platzt der sprichwörtliche Knoten, sobald man sich einmal alles von der Seele geschrieben hat. Manchmal dauert es natürlich länger - aber auch in diesen Fällen hat mir diese Journalingübung eigentlich immer weitergeholfen.




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